Eine Kurzgeschichte in Arbeit:
… Man weiß es nicht, es schleicht sich an. Wieder hörte sie: „Komm, schenk mir deinen Atem, du hast mich doch eingeladen!“
„Ich hab dich nicht eingeladen!“
„Doch! Du hast meinen Hut angenommen und aufgesetzt.“
Luise verteidigte sich: „Er hat mich verwundert. Ein atmender Hut, das ist doch merkwürdig – oder? Wer bist du eigentlich?“
„Ich bin das ultimative Ende und empfange dich gerade in meinem Vorzimmer.“
Luise spürte eine sanfte Berührung. Sie fühlte sich nicht bedrohlich an, aber sie war einfach nicht bereit, sich irgendeinem geschwätzigen Ende hinzugeben. Sie wollte zurück in ihre Welt, raus aus dieser haltlosen Schwebe. Doch indem sie das dachte, dröhnten die Worte fordernder: „Komm endlich, gib mir deinen Atem! Du kannst nicht ewig in diesem Zwischenreich ausharren!“
Aber Luises Wille kämpfte gegen den Sog: „Lass mich in Ruhe!“
Der Hut zeigte jetzt seinen roten Mund. Der säuselte verführerisch: „Was hält dich auf? Komm, die Ewigkeit hinter dem Ende deiner Zeit ist schön. Ich weiß es.“
Luise konnte ihren gestaltlosen Körper nicht bewegen, wie sollte sie dem Dunkel entkommen? Sie musste es erfragen: „Wieso hast du mir deinen Hut in den Weg gelegt?“
„Weil es an der Zeit war, dir ein Zeichen zu geben, die alten Kleider abzulegen.“
„Und wenn ich den Hut nicht aufgesetzt hätte, dann wärst du wieder gegangen?“
„Vielleicht.“…
© Petra Elsner
23. Juni 2019
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