Die Schneefrau Luise

Eine Vorlesegeschichte für  kindliche Zwerge:

Als der Schnee schmolz, schmatzte die Wiese vor Nässe, und die dicke Schneefrau Luise schrumpfte. Sie war ein bisschen traurig. Schließlich hatte sie doch heiter und weiß die dunkle Jahreszeit erleuchtet. Aber jetzt, Anfang März, schwächelte sie, und alle schienen darüber froh zu sein.
An ihrem Rocksaum kitzelte sie etwas und stöhnte: „Puh, kannst du nicht ein bisschen rutschen?“ Luise äugte abwärts, es war ein Schneeglöckchen, das ganz erschöpft fragte. Die Schneefrau versuchte es, aber sie klebte fest. „Nein“, sagte sie, „ich bin mit dem weißen Winter verwachsen. Erst wenn er geht, verschwinde auch ich. Aber so lange muss ich hier bleiben, kann nur schmelzen, nicht rutschen.“ „Na, das wollen wir doch erst einmal sehen“, sagte das Schneeglöckchen und bohrte sich durch Luises Rocksaum. Eine große Schneeglöckchenfamilie folgte ihm nach. Und die schob ganz kräftig die dicke Luise an. Plötzlich schlitterte die Schneefrau durch eine noch vereiste Spurrinne durch das ganze Dorf. Ihr Efeukranz verrutschte dabei und die schicke Sonnenblumenbrosche ging unterwegs verloren. Aber Luise staunte, denn schließlich bekam sie jetzt einiges zu sehen. Den grünen Traktor von Bauer Müller, den schnellen Schulbus, rutschende Dachlawinen und eine rote Feuerwehr. Doch überall, wo Luise zum Halten kam, stieß sie wieder und wieder ein weißes Köpfchen an, das rief: „Rutsch ein bisschen!“ Als der Abend kam, war Luise beinahe schon vom milden Winde verweht und hoch oben, aus dem nachtblauen Himmel trompetete der Vogelzug ein Frühlingslied. Da lächelte die schrumplige Schneefrau Luise müde und wusste, es ist Zeit zu gehen.

© Petra Elsner

Die Schneefrau Zeichnung: Petra Elsner
Die Schneefrau
Zeichnung: Petra Elsner

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Fleckendiebe

Zum Wochenende mal eine klitze-kleine Vorlese-Geschichte für die kindlichen Zwerge …

Schwapper-Jule und Krümel-Max waren die besten Freunde. Immer, wenn sie an einem Tisch saßen und aßen, schwapperten und krümelten sie jedes Tischtuch voll. Oma schimpfte, Mama ärgerte sich, die Kinder verdarben einfach jede schöne Festtafel. Nur Tante Rosa schmunzelte nachsichtig. Ihre Augen blickten listig, als sie ein neues Tuch auflegte. Schwapper-Jule hatte heute Geburtstag und es gab Erdbeertorte, heiße Schokolade, zuckersüße Himbeerlimonade und prickelnde Apfelschorle. Kaum war der Deckenwechsel vollzogen, kleckerte Schwapper-Jule wieder rote Flecken auf den Tisch. Nur was war das? Wie von Zauberhand verwischt, waren die sogleich verschwunden. Schwapper-Jule stutzte und träufelte mit dem pinkfarbenen Trinkhalm viele kleine Tröpfchen auf den Tisch, aber schwuppdiwupp waren sie wieder weg. Das Mädchen holte sich eine dicke Lupe und untersuchte die ihren Tischplatz: Wo waren nur die Kleckse geblieben? Schwapper-Jule tropfte mit Limonade und beobachtete über der Lupe, was nun geschah. Oh, wie staunte das Kind, zwei durchsichtig schillernde Wichtel trugen den Tropfen einfach davon. „Fleckendiebe!“, schrie Schwapper-Jule. „Sie mausen einfach meine schönen roten Tropfen!“ Tante Rosa lächelte verschwiegen, nur sie allein wusste um das Geheimnis der Fleckendiebe, die nun unter dem Tisch saßen und mit Jules Limonade ein schönes Bild auf Papier malten, das niemand mehr wegwischte. Das fanden Schwapper-Jule und Krümel-Max nun auch viel spannender und malten fortan viel, viel lieber auf feinem Zeichenkarton.

Fleckendieb Zeichnung: Petra Elsner
Fleckendieb
Zeichnung: Petra Elsner

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