Morgenstunde (907. Blog-Notat)

Einen Stapel schönster Weihnachtsgrüße fanden wir heute im Briefkasten. Die meisten Kuverts waren am 19. Dezember abgestempelt worden, aber erreichten nicht beizeiten den rechten Ort. Umso mehr waren wir nun froh, dass nichts verloren ging. Die schöne O-Grafik aus Vielitzsee und ein Inselbändchen von meiner neuen Freundin aus der Lausitz: „Das Waldbuch“, ich bin gespannt und dankbar. Aber die Hiobsbotschaften überwogen in der Post – das Jahr 2023 bleibt sich bis zu guter Letzt treu: Zerwürfnisse, schwere Krankheiten, zwischen den Zeilen nur wenig Mut, nur Hoffnung.

Wir hatten uns über Weihnachten eingepuppt, die Lichter angezündet, gut gegessen, Backgammon gespielt und Märchen-Klassiker geschaut. Heute kam mein Sohn mit Freundin zum Rouladen-Essen. Gut, dass ich vorgekocht hatte, denn gestern schoss mir die Hexe in den Rücken. Wahrscheinlich von der Belagerung des Sofas am 1. Feiertag. Kommt ja immer was, wenn man die Ruhe reinlässt… ich mach dann mal ein bisschen Blog-Pause, denn das Sitzen zum Schreiben ist gerade nicht die welt…

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Wie es zu meinen Weihnachtsgeschichten kam …

Initial für den Advent Zeichnung Petra Elsner
Advent: Zeichnung Petra Elsner

Wenn es am 24. Dezember endlich dämmerte, zog mein Vater mit seinen zwei kleinen Töchtern um die Höfe und spielte mit uns unterwegs: „Wer entdeckt den ersten Weihnachtsbaum hinter den Fenstern?“ Danach begannen wir Mädchen zu betteln: „Ach, Vati, erzähl uns doch eine Geschichte!“ Und er begann uns jedes Jahr wieder mit dieser Endlosgeschichte zu foppen:  „Es war einmal ein Mann, der hatte sieben Söhne. Da sagten die Söhne, Vater erzähl uns eine Geschichte. Da fing der Vater an: Es war einmal ein Mann, der hatte sieben Söhne …“   Ich glaube, er kannte keine andere. Wir Kinder waren immer einigermaßen froh, wenn der Weihnachtsspaziergang gegen 16 Uhr endete und uns ein Glöckchen ins Weihnachtzimmer rief, wo eine prächtige Kiefer, geschmückt mit roten Kugeln, Lametta, weißen Lichtern und funkelnden Wunderkerzen, uns erwartete. Dieses Anstaunen des funkelnden Baumes war für mich der schönste Moment vom ganzen Fest, bei dem die gesamte Familie beieinander war, die Alten und die Jungen. Es gab knusprige Nussplätzchen und selbstgebackenen Stollen. Oma sang mit brüchiger Stimme „Stille Nacht…“ und Mama zupfte dazu die Laute. Es blieb für zwei Generationen genauso.
Als meine Eltern nicht mehr lebten, begann ich Weihnachtsgeschichten zu erfinden. Mein Sohn Jan war längst erwachsen, doch ich hatte plötzlich das Bedürfnis, etwas in diese Zeit zu legen – eine freundliche Zutat für ein festliches Miteinander. Erst für Freunde, dann auch für Zeitungsleser, jedes Jahr eine neue und so kam es, dass ich mit diesen Dezembergeschichten in die Advents- und Weihnachtszeit anderer Familien geriet. Es sind inzwischen fast 30 und sie spielen dort, wo ich lebte und lebe – in der Region Ostbrandenburg, wozu für mich auch Stadt Berlin gehört.
Petra Elsner

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