Morgenstunde (1031. Blog-Notat)

Wir halten Winterschlaf wie schon letzten Januar und manchen anderen davor auch. Es kam mir komisch vor, dass wir immer nach Weihnachten plötzlich 12 Stunden schliefen, zzgl. Mittagsruhe. Was ist das? Halten Menschen, wenn sie können, auch Winterschlaf? Ja, sagt inzwischen die Forschung: Kälte und Dunkelheit ändern auch das Schlafverhalten von Menschen, aber sie können nicht wie viele Tiere echten Winterschlaf halten. Dazu fehlt ihnen „braunes Fett“.  Dennoch gibt es ein Beispiel für eine Winterschlafvariante: Vor gut 100 Jahren lebte in der Gegend von Pskow ein zugewanderter sibirischer Volksstamm: In Ermanglung von ausreichend Nahrung versammelten sich die Familien beim ersten Schneefall am Lagerfeuer – und gingen danach allesamt schlafen. Einmal am Tag stand jeder kurz auf, aß ein wenig Brot und trank dazu einen Schluck Wasser und ging dann zurück auf sein Winterlager. Ganze sechs Monate genoss das kleine Volk diesen geruhsamen Zustand – bis die ersten Frühlingsboten eintrafen… Geht doch irgendwie. Nur wir essen gute Hausmannskost, wohl deshalb sind wir dann doch auch im Januar ein bisschen länger wach 😊.

Nebelschleier im Schorfheidewald zwischen Kappe und Kurtschlag am 6. Januar 2025.

Morgenstunde (915. Blog-Notat)

Foto: Lutz Reinhardt

Seit wir nicht mehr täglich das Haus verlassen müssen, geben wir im Januar der Natur nach. Wir sind wintermüde und schlafen mindestens 12 Stunden von 24. Ja, wir schlucken Vitamin D und drehen unsere Gartenrunden, aber seit einer Handvoll Jahren überkommt uns beide dieser lange Januarschlaf.  Früher stach mich ein schlechtes Gewissen, so lange in den Federn zu schlummern. Doch inzwischen lasse ich es wie eine Schlafkur zu.  Unterschwellig steckte dieses Naturell wohl schon immer in uns beiden – überlagert nur von Pflichten. Die Sehnsucht nach Winterschlaf, bekam bei mir im Jahr 2000 sogar eine Bildgestalt – Die Winterschläfer – eingepuppt in zwei Narrenräume… Ich würde das nicht Winter-Blues nennen… sondern Ruhebedürfnis.

Petra Elsner: Winterschläfer II, 70×100, Acryl auf Karton, 2000

Unter dem Eis

Schorfheide zwischen Kurtschlag und Kappe. Foto: Petra Elsner
Schorfheide zwischen Kurtschlag und Kappe.
Foto: Petra Elsner

 Noch gefriert
die Zeit.
Nagt die Kälte
an meinen Flanken.
Das Herz ersehnt
milde Gedanken
und Leichtigkeit.
Doch noch schläft
das große Erwachen
unter der Zerbrechlichkeit.
(pe)