Morgenstunde (913. Blog-Notat)

Foto: Lutz Reinhardt

Die aktuelle forsa-Umfrage treibt die Ampel und ihre Unterstützer in diesen Tagen arg um. Im Osten: AFD mit Spitzenwerten. Die Sorge ist groß, aus der Komfortzone gejagt zu werden. Doch statt Ursachensuche werden schon wieder die medialen Zeigefinger gezückt. Nur leider erreichen sie nicht mehr diese Wählergruppen. Sie sehen und hören nicht mehr zu, lesen keine Zeitungen mehr. Das haben die Öffentlich-Rechtlichen selbst verspielt, nicht erst durch Staatsnähe während der Pandemie. Der Deutsche wehrt sich ja nicht bei jeder Kleinigkeit, die ihm das Leben erschwert. Vielleicht war es ja deshalb nicht sogleich zu erkennen, wie groß inzwischen der Unmut in der Bevölkerung ist. Die Zumutungen mehren sich seit langem. Und im Osten treffen sie auf sehr viele Menschen, die durch die Deindustrialisierung in den 90ern chancenlos waren, ein gutes Leben zu führen und jetzt wirkt dieser Umstand in ihren Rentenhöhen nach. Im Westen hat das nicht viele gekümmert und auch dadurch wurde Vertrauen verspielt. Aber weil den Ostdeutschen nach der Wende durch Klüngelwirtschaft die Aufstiegschancen verwehrt wurden und Personal aus dem Westen mit Stadthaltermentalitäten und Siegerposen auftrat, wird es nicht einfach die Zeit heilen. Will sagen, den Fehlern der Ampelpolitik gingen über lange Jahre die Erniedrigungen Ostdeutscher voraus. Ich fürchte, man wird diese Menschen nicht mehr erreichen und so werden wir auf amerikanische Verhältnisse zusteuern, wo die Hälfte der Bürger der anderen Hälfte nicht mehr zuhört. Es gruselt mich.

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